Während
der Weinlese vor wenigen Wochen
stellten viele Winzer im Kreis
erschrocken und verärgert fest,
dass das Wild kräftig
mitgeerntet hatte. Wildsauen und
Rehe ließen sich die vollreifen
Trauben munden und sorgten für
Aufregung. Auf dem Bremmer
Festplatz war in den frühen
Abendstunden des 16. November
2005 regelrechte
Weinfeststimmung: Eine
40-Kilo-Wildsau drehte unter der
fachmännischen Aufsicht von
Frank Schinnen aus Ernst über
dem offenen Holzkohlefeuer ihre
Runden; Bremmer Winzer boten die
besten Tropfen aus ihren
Spitzenlagen an. Auf dem Platz
tummelten sich fast so viele
Menschen, wie beim Weinfest im
September. - Die Moderatorin von
Reiss & Leute" war
begeistert: Nach Bremm sollten
wir öfter kommen. Hier ist ja
richtig was los!"
Nach dem Vorspann, den man auf
einem Monitor verfolgen konnte,
begann pünktlich um 18.15 Uhr
die Übertragung. In der
offiziellen Gesprächsrunde stand
der Cochemer Winzer Rolf Haxel,
der Kreisjagdmeister von
Cochem-Zell, Lorenz Steden, der
Jagdreferent im Umweltministerium
RP, Rüdiger Kassel, sowie der
Biologe und hartgesottene
Jagdgegner aus
Baden-Württemberg, Kurt Eicher.
In der erweiterten Runde kamen
der Bremmer Bürgermeister, Heinz
Berg, der Landwirt Hermann
Kessler aus Lutzerath, der
Bremmer Winzer Ulrich Franzen,
die Jagdpächterin Claudia
Diewald aus dem Kreis
Bernkastel-Wittlich; Elisabeth
Emmert vom Ökologischen
Jagdverband Baden-Württemberg
sowie Hans-Jürgen Sehn, 1.
Vorsitzender des Bauern und
Winzerverbandes Cochem-Zell, zu
Wort.
Winzer, Bauern, aber vor allem
die Jagdvertreter hatten gegen
den wortgewaltigen Jagdgegner
Kurt Eicher einen schweren Stand.
Was der Tierschützer (Sind Sie
Vegetarier? - Logisch!) von den
Jägern hält, zeigte er durch
das Tragen eines
überdimensionalen Ansteckers,
auf dem schwarz auf weiß zu
lesen war: "Jagd und Jäger
gehören ins Museum". Das
sahen die Jäger, Winzer und
Bauern freilich ganz anders. Die
am Anfang von Rolf Haxel
getätigte Feststellung; die
Population sei zu hoch, zog sich
wie ein roter Faden durch die
Sendung. In diesem Punkt gab es
sogar eine Übereinstimmung mit
dem Biologen. Nur: Dieser sieht
die wahren Gründe dafür in
anderen Sphären - und zwar in
der übermäßigen Fütterung.
Lorenz Stenden konterte den
Redefluss des Kontrahenten mit
der gewohnt sicheren
Fachkompetenz. Unterstützt wurde
er vom Jagdreferenten des
Ministeriums, Rüdiger Kassel.
Viel Zustimmung fanden die
Ausführungen der Jagdpächterin
aus dem Kreis
Bernkastel.Wittlich, Claudia
Diewald; sie spricht sich dafür
aus, dass alle - Bauern, Winzer
und Jäger - das Problem
gemeinsam lösen müssen. Hermann
Kessler lobte die Bremmer
Jagdpächter, die bei der
Schadensregulierung nie Probleme
bereiteten. Der Landwirt, der u.
a. die gesamte Feldflur der
Gemeinde Bremm gepachtet hat,
resümierte: "Einen absolut
sicheren Schutz gegen die
Wildsauen gibt es nicht. Selbst
Baumatten aus Eisen rammten sie
um und fraßen einen Hektar Mais
auf!" Ganz anders sieht die
Situation für die Winzer aus.
Ulrich Franzen aus Bremm klagt
an: Durch Wildschweine und Rehe
hatte ich im letzten Herbst den
Verlust von etwa zwei Tausend
Liter Most zu verkraften. Den
Schaden ersetzt mir keiner!"
Zu guter Letzt war man sich
darüber einig - ausgenommen Kurt
Eicher - dass die Population nur
durch eine verstärkte, intensive
Bejahung gesenkt werden kann. -
Vor allem auch"; so Lorenz
Steden, in den Hanglagen und hier
speziell in den Wingerten. Das
ist zwar nicht ganz einfach, aber
durchaus möglich!"
Eine Bemerkung noch zum
Schluss: Mit seiner Forderung,
die Jagd in Deutschland
abzuschaffen und die Jäger ins
Museum zu verfrachten, befindet
sich der streitbare Biologe, mit
Verlaub gesagt, auf dem Holzweg.
Würde man diesem
"Frommen" Wunsche
Rechnung tragen, wäre das
absolute Chaos in unseren
Revieren perfekt. Und damit wäre
nun wirklich keinem geholfen!
Doch mit seiner knallharten
Kritik, dass das Wild - und hier
vor allem die Sauen - zu stark
gefüttert wird, lag er nicht
ganz daneben; dann in manchen
Revieren hat man diesbezüglich
wohl etwas zu viel "des
Guten" getan. Außerdem hat
man es versäumt, das Wild. und
nicht nur die Sauen, in den
Wingertslagen konsequent zu
bejagen. In Fachkreisen spricht
man von einer jährlichen
Vermehrungsrate beim Schwarzwild
von sage und schreibe 300 Prozent
des Bestandes. Die hieraus
resultierenden Folgen sind ja
mittlerweile bekannt.
Rolf Goergen, Bad Bertrich
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