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Prof. Joh.
August Klein, 1831 |
Moselthal
zwischen Coblenz und Konz |
Moselthal
zwischen
Coblenz
und Konz
Auszüge
aus dem Buch
von Professor
Joh. August Klein,
1831
Vorwort
(Auszug)
Gewiss ist die Mosel, unter welchem
Gesichtspunkte man sie auch betrachte,
einer der interessantesten Flüsse
Deutschlands. Zur Römerzeit, so lange
des großen Constantins
Kaiserpallast an ihrem Ufer emporstieg,
war ihr Ruhm, von Rednern und Dichtern
gefeiert, weithin erklungen. Auch im
Mittelalter, während der Blüthenepoche
hanseatischen Rheinverkehrs, als
reichbeladene Schiffe zu Hunderten sie
befuhren, hatte der gepriesene Name
zahlreiche Ausländer herbeigezogen.
Später scheint er, unverdient, in eine
Art historischer Vergessenheit gerathen
zu seyn. Noch vor zwanzig Jahren gab es
deutsche Schriftsteller, welche den Fluss
so wenig kannten, daß vielgelesene,
nicht werthlose Reisebücher das
sonderbarste Gemälde davon entwerfen.
Ferne Gebirgsdörfer erscheinen an sein
Ufer, aufwärts gelegene stundenweit
abwärts gesetzt, und es kommen Orte vor,
deren Benennung Niemand kennt.
Lange stürmische Kriegszeiten
hindurch, unter veränderten politischen
Verhältnissen, hat selten ein Ausländer
den Rhein, noch seltener die Mosel
besucht. Ihre geschichtliche
Bedeutenheit, wie überhaupt alle
Theilnahme an geschichtlich Deutschem war
verschwunden. Mit dem Verkaufe der
Lohngüter und anderen Domänen hörte
zugleich das Andenken an ritterliche
Vergangenheit auf. Burgen, Schlösser,
Kirchen, Denkmale muthvoller und frommer
Väter, waren jetzt Gegenstände, an
welchen der neue Eigenthümer nur den
Geldwert ihrer Baustoffe merkantilisch
anschlug.
Seit einer Reihe von Jahren hat das
schöne Moselthal, wieder mit Deutschland
vereinigt, seine frühere historische
Wichtigkeit zurückerlangt.
Seiten 239
bis 246
Oberhalb Eller breitet sich eine
weite, mit dem Wasserspiegel fast
wagerechte Wiesenfläche aus, von
frischem lebendigen Grün bis zum
Flussrande geschmückt. Auf der andern
Seite des Wegs wechseln Baum- und
Rebenpflanzungen, Garten- und
Ackerfelder. Nach vorn hin aber enthüllt
sich dem verwunderten Blicke eine der
interessantesten Gebirgslandschaften, in
deren Vorgrund der Wanderer steht. Wir
zweifeln, ob selbst der Rhein eine
schönere aufzuweisen hat. Die azurblaue
Mosel, in deren Wellen der heitere Himmel
zurückglänzt, umspielt den lichten
Rasen eine Hochwörths, aus dessen
reicher Pflanzendecke zur Frühlingszeit
Tausende von Primmlen, Sternblumen und
Veilchen, gleich kostbaren Stickereien,
hervorschimmern.
Links, auf waldigtem
Bergrücken jenseits, ragt die
alterthümliche Peterskappelle
auf. Im Durchschnitte einer vorlaufenden
Landzunge ruhend, überschaut sie den
Fluss von zwei Seiten. Rechts, diesseits,
rauscht der Ellerbach aus breitem
Thalgrunde, in welchem, so wie längs den
flachen Abhängen, Wein und Gemüßbau
den Eifer thätiger Gemeinden
aussprechen. Nahe der Mündung wölbt
sich eine niedere, dreibogige
Steinbrücke, die auf ein, den heil.
Hubert und Arnulf geweihtes Bethaus
stößt.
Neben diesem thürmt sich senkrecht
aus dem Wasser eine kolossale Felsmasse
empor, welche im Halbkreise aufwärts
fortsetzt. Neun bis zwölf kühn
gestaltete Klippen, ähnlich ungeheuern
Strebepfeilern, scheinen gewaltige
Widerlagen gegen den Andrang
angeschwollener Fluth zu bilden. Weiter
aufwärts spalten sich, den Gipfeln zu,
die schroffsteilen Felsen in zahlreiche,
regelmäßig abgeschnittene
Dreieckspitzen, die größer und kleiner,
neben- und übereinander sich wundersam
erheben. Alle zusammen gleichen einem
Hünendenkmale, von Riesenkräften der
Vergänglichkeit entgegengewälzt. So mag
das Pyramidengebirg schon Jahrtausende
stehen: schwarzfinster, jeden Augenblick
drohend auf den mühsam sich am Fuße
durchwindenden Pfad und das Wellengewog
niederzustürzen. Ueber dem Haupte des
Wallers schwebende Habichte, im Gesteine
sich sonnende Eidechsen, ein hier und da
zwischen den Blöcken umherkletternder
zottiger Ziegenbock, der mit langem Barte
ernsthaft herabschaut, beleben das
Gemälde. Zuweilen erblickt man einzelne,
nicht ohne Gefahr aufklimmende Winzer mit
gebräuntem, glühendem Angesichte, Erde
und Dünger um spärlich eingesenkte
Reben häufen. Denn auch an dieser
unwirthbaren Stelle hat der Mensch den
entschlossenen Kampf gegen feindliche
Natur siegreich bestanden, und ihr
manches, oft kaum fußbreite Fleckchen
abgetrotzt. Wenn alles Erhabene in der
Natur durch Contrast doppelt erhaben
erscheint, so ist diese vorzüglich hier
der Fall. Niedriges, geräumiges Vorland,
ehemals Flußwörth, mit lebhaftem
Wiesengrün geziert, vom leuchtenden
Silberbande der Mosel umgürtet, bildet,
in auffallendem Gegensatze mit dem
diesseitigen, das jenseitige Ufer.
Rückwärts steigt das Land allgemach
zum sanften Hügelrücken an, über den
sich Waldung, gleichsam zum Luftwandeln
gelichtet, hinzieht. Das
Freundlichheitere dem Ernstdüstern
gegenüber! Wenn dort finstre
Felsgiganten ihr mürrischtrotziges
Antlitz in dem Kristall der Wellen
spiegeln, scherzt hier die
traubengekränzte Flussgöttin, von ihren
muthwilligen Gespielinnen umschäckert,
längs dem blühenden Gestade. Fische
glänzen aus der klaren Tiefe, als
schwämmen sie in Aether: haufenweis
erheben sie sich zu Uferfläche und nahen
furchtlos den Kähnen.
An dieser reizenden Stelle, auf der
mit Wohlgefallen das Auge des Reisenden
weilt, stand das einst in den Trierer
Annalen berühmte adelige Frauenstift
Stuben. Auch dieser gottgeweihte Bau ist
bis auf weinige Reste verschwunden.
Verwüstet und öde blickt das dachlose
Gemäuer der prachtvollen Kirche trüb
auf den Fluss. Ihre zahlreichen leeren
Fensteröffnungen, denen selbst die
Gesimse fehlen, scheinen den Frevel einer
leichtsinnigen Zeit anzuklagen. Keine
Orgeltöne, keine Hymnen begeistern mehr
den Vorüberfahrenden. Auch die
Nachkömmlinge jener Nachtigallenschaar,
welche, frommer Sage zufolge, durch den
heil Bernhard, weil ihr allzu weltlicher
Schlag den Convent vom Gebete abzog, aus
Himerode verwiesen, hierher flüchtete,
hat Gesträuche und Baumkronen verlassen.
Aber noch immer waltet die reinste
Himmelsruhe über dieser stillfriedlichen
Gegend: nichts stört das Spiel der
Phantasie, wenn Gestalten längst
vergangener Zeit vor sie treten. Ein
reicher Laye christseliger
Gedächtniß wie Erzbischof Albero
in der Bestätigungsurkunde sagt,
Egelolf, stiftete um 1136 zur Ehre des
heil. Nikolaus das Kloster Stuben, von
dem Wörthe, auf dem es lag, de insula
genannt. Der Augustinerregel folgend,
erhielt es bald so beträchtliche
Einkünfte, daß die Zahl der Schwestern
sich bis huntert belief. Seine erste
Vorsteherin war des Stifters Tochter,
Gisela. Der tapfere Heinrich von Ulmen,
einer jener vielen Kreuzfahrer, welche
unter Anführung des Markgrafen von
Montserat, des Grafen von Flandern, des
Dogen Dandolo Constantinopel 1204
erstürmt hatten, beschenkte freigebig
das hiesige Kloster, so wie die Stifte
Münstermaifeld und Laach. Er gab ihm,
bei seiner Rückkunft jenes berühmte,
kostbare Sanktuar des heil. Kreuzes,
welches die griechischen Kaiser
Constantin VIII. und Romanus, zum Danke
für erkämpfte Siege, in der
Sophien-Basilike hatten aufstellen
lassen. Gold, Perlen von seltener
Größe, edele Steine, kunstvolle Gemmen
schmückten die herrlichen Gemälde auf
demselben. Die Hauptkapsel umschloss ein
Stück de heil. Kreuzes, Rebenkapseln
andere Reliquien. Ein in Silber
gegossenes Bild der heil. Jungfrau mit
zwei Seitenfiguren erregte Bewunderung.
Diese prächtige Trophäe des Ritters kam
nachher in den churfürstlich
trierschen Schatz, aus demselben in
jenen des Herzogs von Nassau, wo sie noch
ist. Auch in den folgenden Jahrhunderten
verliehen ihm die Grafen von Sponheim,
von Virneburg, die Herrn auf Monreal
bedeutende Güter und Gefälle. Töchter
aus den edelsten Familien setzten eine
Ehre hinein, dort eingekleidet zu werden.
Erzbischof Balduin verfehlte nie, bei
seinen Moselfahrten hier einzukehren:
während seiner Gefangenschaft auf
Starkenburg besuchte ihn 1328 die
Äbtissin mehrmal. Maximilian
I. den, bei seiner frommen
religiösen Stimmung, das Moselthal
vorzüglich ansprach, weilte hier
anderthalb Tage, um zum heil. Nikolaus zu
beten, wie er in Cochheim zum heil.
Martin, in Carden zum heil. Castor
betete. Wehmüthiges Gefühl wird rege,
wenn man beim Anblick der Ruine daran
denkt, daß zwischen den vier kahlen
Mauern einer der größten Monarchen
Europas, dem Deutschland so Vieles
zu danken hat, vor des Hochaltares Stufen
auf den Knien lag!
Hier, wo sonst im
reichen Prachtgewande
Fürsten knieten, Herrscher ferner Lande,
Das Gewölb erfüllte Festgesang:
In der Fenster leeren Bogen hausen
Schwalbenschaaren, Nordorkane brausen
Durch den Chor, das offne Schiff entlang.
Licht und lichter
wurden Deutschlands Wälder,
Doch aus seiner Söhne Herzen kälter,
Kalt für Andacht, für Religion:
Wo, bekehrt, der Ahn aus Wodans
Eichen
Fromm errichtet des Kreuzes Zeichen,
Spricht der Enkel seiner Asche Hohn.
Sinke dann,
ehrwürdiges Gebäude,
Sinke, wie so vieles Gottgeweihte,
Dessen Reste längst der Mond beschien:
Wenn auch Deine Pfeiler nicht mehr
stehen,
Säuselt oft noch heilges
Ahnungswehen,
Durch das Laub der Wallnussbäume hin.
(Adelheid Klein, die Genovefa
Kirche.)
Im Hintergrunde der Landschaft, den
obern Theil des Bogens bildend, doch von
dem untern durch eine tiefe Einbiegung
getrennt, strebt ein gewaltiges
Felsgebirg wolkenan. Hier entfaltet sich
wie auf- und abwärts der kühnste
Weinbau. Die steilen Klippenwände,
welche nur Gemsenjäger scheinen
erklettern zu können, sind in
beträchtlicher Höhe dicht mit Reben
bepflanzt. Welcher Fleiß, welche
Ausdauer! Die Trauben im Sonnenstrahl
gereift, der glühend auf das Gestein
fällt und noch glühender abprallt,
liefern ein ausgezeichnetes Getränk,
besonders im sogenannten Calmuth oder
Calmund. Wie fast überall längs der
Mittelmosel, an keine Stäbe aufgebunden,
verbreitet sich das Rebenland gleich
Schlingpflanzen über den Boden hin. Jede
Erhebung, jede Senkung desselben bleibt
dem Auge bemerkbar und weit richtiger
kann es die Eigenthümlichkeiten der
Landschaft auffassen. Das lichte Grün
des schönen Laubes im Frühlinge und
Sommer, sein falbes Gelb im Herbste
sticht angenehm gegen das dunkele Braun
der Felsen ab. Oben, dem Gipfel nahe, wo
hohe Waldbäume hervortreten, schimmert
ein neuer ansehnlicher Bau, anscheinend
ein Landhaus, wirklich nur ein
Schaafstell, angelegt, um den
gutmüthigen Thieren das mühsame Auf-
und Abklettern zu ersparen.
Am Fuße des Gebirges lagert der
Pfarrort Bremm. Die hellgrauen,
röthlichen, gelben Häuser sind schon
von fernher sichtbar, vorzüglich das
Schulhaus. Seine Vorderseite, im
Geschmacke des Sechszehnten Jahrhunderts,
sich treppenartig zuspitzend, ist der
Straße zugekehrt, an welche sich mehrere
besuchte Wirthshäuser reihen.
Die uralte Kirche, auf einer
bedeutenden Erhöhung an den Felsen
gedrängt, leuchtet mit ihrem
bläulichweißen, später erhaltenen
Anstriche, weithin durch das Flußthal.
Es ist ein sehenswerthes Gebäude,
verschont von Zeit-. und
Kriegsverheerungen. Das Schiff, nach der
Lokalität in die Breite laufend, ist von
zwei Gewölben geschlossen, welche auf
einer Mittelsäule ruhen. Ueber der
antiken, in neun niedern Spitzbogen
geöffneten Arkade, befindet sich, von
durchbrochenem Steingeländer gesichert,
die Emporgallerie. Schiff und Chor sind
reich gereift: besonders letzteres, in
welchem die Gräten des Netzes auf sechs
Brustbilder gestützt sind. Diese, ernste
schöne Köpfe, stellen bärtige
Einsiedler oder Chorsänger mir
viereckigen Flachkappen vor. Auch die
sauber gearbeiteten gothischen
Fensterverzierungen stimmen zum Ganzen.
Ein heil. Abendmahl, merkwürdige
Bildnerei der Vorzeit, gleichfalls in
Stein gehauen, nimmt das Mittelfeld des
Hauptaltares ein: eine Krönung
Marias jenes des linken
Nebenaltars. Scenen aus ihrem Leben, nach
kleinerem Maaßstabe ausgeführt, ziehen
sich im Kranze ringsum. Ein St. Sebastian
auf dem Altare rechts, Werk späterer
Sculptur, ist minder gelungen. Noch
wären zwei heidnische Urnen, jener
unpassende Schmuck christlicher Kirchen,
der uns so häufig begegnet., auch hier
wegzuwünschen.
Bremm soll übrigens einer der ersten
Orte gewesen seyn, wo an der Mittelmosel
Reben gepflanzt wurden. Pfalzgraf
Erenfrid hatte 1025 Weinberge nebst
leibeigenen Winzern daselbst: sie kamen
später an Laach. Dergleichen besaßen
auch die Grafen von Arenstein, welche
Graf Ludwig und seine Gemahlin Guda 1140
der von ihnen gestifteten gleichnamigen
Abtei schenkten. Ohngefähr vier Jahre
später bestätigte Kaiser Conrad III.
jener zu Sprengirsbach das Eigenthum
ihrer hiesigen Güter.
Die halbkreisförmige Lage und eigene
Gestaltung des Gebirges machen daßelbe
zum akustischen Vereinigungspunkt von
Allem, was den Fluss herauf und herab
tönt. Gefälliges Echo, leicht und
schnell aufgeregt, erwiedert daher
freundlich jeden Gruß. Eingeladen bei
Tage, beginnt es eine wahre
gesellschaftliche Conversation mit den
Rufern. Schauerlich aber hallen, zwischen
den Senkungen und Einbiegungen hervor,
die Antworten am Abende, gleich Stimmen
abgeschiedener Geister aus Gräbern. Wenn
in jeder stillen Berglandschaft schon der
Ton einer einzigen Glocke das Gemüth
wunderbar ergreift, um wie viel tiefer
muss hier der Eindruck seyn, wo
harmonisches Geläute mehrerer
Ortschafen, vorzüglich das
unbeschreiblich majestätische Edigers,
in der Felswölbung zusammentrifft?
Wahrlich die Glocken sind eine der
schönsten Erfindungen der christlichen
Zeit, religiösen Sinn und Andacht zu
steigern: Nachbarinnen, wie ein
großer Dichter sagt, des Himmelszeltes,
Stimmen nach Oben und nach Unten!
Keine Sprache aber vermag das
Epischerhabene der Umgebung zu schildern,
wenn vormals zu Weihnachten, mit dem
Schlage der Mitternachtsstunde, dumpfer
Kanonendonner vom Cochheimer Schlosse,
hellerer von Beilstein und Zell
herüberhallte und plötzlich nun jenes
herrliche Glockengeläute erklang, den
ewig denkwürdigen Augenblick feiernd,
mit welchem eine neue Aera in der
Weltgeschichte begann. Dann loderten auf
allen Bergen rings Christfeuer empor,
daß Gebirg, Thal und Fluss im
Widerschein erglühten. Festgesänge
erfüllten das Innere der Kirchen und
begeistert schwang sich die Seele zu den
Sternen.
Stuben -
Seite 263
Stuppa. Um 1136 übergab Egelolf, ein
reicher Edler, sein hiesiges Gut mit
Burghaus und Kapelle dem Abte Richard von
Spranekirsbach zur Stiftung
eines Frauenklosters, unter St. Augustins
Regel, an dieser Stelle. Des Stifters
Verwandte traten das, was sie
gemeinschaftlich mit ihm daselbst
besaßen, gleichfalls ab, theils als
milde Gabe, theils durch Verkauf. In der
Bestätigungsurkunde verordnet Erzbischof
Albero, Legat des päbstlichen Stuhles,
daß die Zahl der Schwestern nie über
hundert Personen steigen sollte. Sie
kamen gewöhnlich vor als sorores
de insula beati Nicolai in Stuppa.
Der Erzbischof verlieht ihnen bedeutende
Privilegien und Rechte. Bald aber
belästigten die umwohnenden Ritter das
Kloster. Unter dem Vorwande der
vogteilichen Aufsicht lagerten sie sich
wochenlang in dessen Höfe: namentlich
die Herrn auf Arras. Es bedurfte vieler
Mühe, sogar des Kirchenbannes, ihm
endlich Ruhe zu verschaffen. Auch die
Erbbischöfe Hillin, Arnold und Johann
machten beträchtliche Geschenke an das
Kloster. Ersterer gab demselben die von
ihm erbaute Peterskapelle mit ihren
Gefällen. Das berühmte, von Heinrich,
Herr von Ulmen, für die St.
Nikolauskirche mitgebrachte Sanktuar des
heil Kreuzes führe seit 1208 zahlreiche
Wallfahrer aus der Nähe und Ferne dahin.
In den drei Sommermonaten des ersten
Jahres betrugen die milden Gaben über
vierthalbhundert Goldgulden, eine gewiss
damals bedeutende Summe. Auch die Herrn
auf Monreal zeigten sich freigebig gegen
das Kloster, am freigebigsten Ritter Carl
von 1300 bis 1309. Erzbischof Balduin,
als er nun 1330 den angeordneten Arbeiten
zur Erweiterung der gefahrvollen
Uferpfade bei Stuben, Bremm und Neef
persönlich nachsah, beschenkte daßelbe
mit kostbarem Kirchengeräthe. Von der
Grafschaft Sponheim hatte es die
Berechtigung erhalten mit vier
Eseln uff den Walt Contal zu faren und
Brinholtz zu holen, umb eyne Tonne
Heringe Gulde. Diese Fischart war
aber im Laufe der Zeit zu theuer geworden
und das Kloster leistete 1393 Verzicht
auf jenes Behölzungsrecht. Auch kostete
um diese Zeit nach der Limb. Chronik eine
solche Tonne acht Gulden, während eine
Kuh fünfthalb Gulden, das Malter Korn
nur einen stand. Man rechnete aber damals
den Gulden zu zwölf Groschen, den
Groschen zu sechszehn Heller.
Bei den ewigen Unruhen des
fünfzehnten und der folgenden
Jahrhunderte erging es dem Kloster oft
übel. Schonung von Feindesseite fand um
so weniger statt, als der Convent
gemeinlich schon vor dem Sturme den
Kirchenschatz in Sicherheit gebracht und
sich entfernt hatte. Es mussten im Laufe
der Zeit nothwendig Schulden über
Schulden steigen, so wie, durch
vielfachen Aufenthalt der Schwestern
ausserhalb den Zellen, die Ordenszucht
erschlaffen. Egelolfs fromme, von so
vielen Erzbischöfen geschirmte Stiftung,
erfüllte ihre Bestimmung nicht mehr:
Zeiten, Menschen und Sitten waren anders
geworden. Mit weltlicher Luft schon
allzusehr bekannt und von ihr gereizt,
legte die Jungfrau hier, wie fast
überall, Gelübde ab, deren Haltung ihr
zu schwer wurde. Frivolität der Männer
drang in die Clausuren und zerstörte sie
endlich ganz. Leider gaben oft jene das
Beispiel, welche es am wenigsten hätten
geben sollen. Eine der trefflichsten
Institutionen, das stille wohlthätige
Zusammenleben und Zusammenwirken
tugendhafter Frauen, sank in der
öffentlichen Achtung, Gutes ging durch
Schlimmes unter. Wie lange würden diese
schönen Anstalten noch nützlich
fortbestanden haben, wenn kräftige Arme
überall den Zügel gefasst und mit Ernst
Anordnungen und Einrichtungen
durchgeführt hätten, welche geänderte
Staats- und Lebensverhältnisse nun
einmal dringend heischten? Zu Stuben war
mancher Unfug im Innern vorgefallen,
öffentliche Missbilligung sprach sich
laut aus. Da verwandelte 1790 Churfürst
Clemens Wenzeslaus, als die Zahl der
Schwestern bereits auf sechs gesunken,
das Kloster in ein freies Stift adeliger
und bürgerlicher Jungfrauen: meistens
Töchter verdienstvoller Beamten. Zu
bestimmten Andachtsübungen verpflichtet,
nur zu gewissen Zeiten an den Aufenthalt
hier gebunden, lebten sie, bei
hinreichendem Jahresgehalte, meistens
ausserhalb. So bestand das Stift vier
Jahre bis zur Ankunft der Franzosen:
mehrere Pensionsrückstande der
Betheiligten wurden noch zuletzt in Paris
liquidirt.
Bremm -
Seite 265
Bremme. Besitzungen der Abteien
Brauweiler und Himerode, so wie des
Trierer St. Simonstifts, kommen zwischen
1056 und 1096 urkundlich vor. Die
Arensteinschen Güter daselbst und
zu Neef kaufte das Kloster Stuben 1160
für achtzig Mark. Erzbischof Theodorich,
Graf von Wied, zog 1240 eigene
Weingefälle. Cuno, Ritter von Ulmen,
überließ 1338 seine hiesigen
Ländereien und Rechte mit jenen von St.
Aldegund dem Erzbischofe Balduin für
zwei hundert Pfund Heller. Erzbischof
Boemund der Saarbrücker ließ 1356 ein
Felsenstück mit Reben anlegen. Das
Gleich that 1370 Salentin, Herr zu
Isenburg. Bis 1418 besaßen die Herrn auf
Scharfeneck triersches Lehngut
daselbst, nach ihnen gab es Erzbischof
Werner an den Grafen Johann von Homburg.
Eine hier ansässige Adelfamilie, die
Herrn von Bremm, erscheint als
vorzüglich reich im sechszehnten
Jahrhunderte. Das Uebrige schon bei
Ediger und Eller.
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