HISTORIA BREMVM - Die Geschichte(n) der Ortsgemeinde Bremm an der Mosel
Bremmer Kirmes
    von Toni Ostermann
Ortsansicht von Bremm mit Pfarrkirche St. Laurentius im Vordergrund
1950er Jahre, Quelle: Kurt Bergen, Neef
Weitere historische Fotos finden Sie im
Alten Fotoalbum von Bremm an der Mosel
Unsere Kirche ist dem hl. Laurentius geweiht – siehe auch den Beitrag: Heiliger Laurentius - Schutzpatron unserer Pfarrgemeinde.

Am 10. August ist sein Gedenktag, der hier bei uns seit langer Zeit am Sonntag danach als „Bremmer Kirmes“ gefeiert wird, lange bevor es Weinfeste gab.

Die Bremmer Kirmes war (nach Weihnachten) das zweitgrößte Familienfest. Man feierte bei Kaffee und Kuchen und gutem Essen, wozu auch auswärtige Freunde und Verwandte eingeladen wurden.

Zunächst war morgens in der Kirche ein Festhochamt unter Mitwirkung des Kirchenchores, nach dem Mittagessen gings dann zum Kirmesplatz. Hier waren Karussell, Schiffschaukel, Schießstand, Glücksrad und Verlosungsbuden aufgebaut. Wir Kinder freuten uns schon mehrere Monate vorher darauf. Die ausgestellten Spielwaren und Süßigkeiten waren verlockend! Trotz der zahlreichen Nieten oder „Leider nicht gewonnen“, verloren wir nie die Hoffnung auf den „großen Gewinn“. Das Kirmesgeld, das wir von den Eltern, Paten oder Verwandten bekamen war oft sehr spärlich und schnell verbraucht. Deshalb wurde das ganze Jahr über Geld angespart für diese Vergnügungstage.

Der Verkauf von Lumpen, Eisen und das Sammeln von Heilkräutern zur Teegewinnung an den Rändern der Kornfelder diente als kleine Einnahmequelle für uns Kinder. Ebenso das Aufsammeln von Fallobst, das gegen Entgelt von einer Brennerei angenommen und weiterverarbeitet wurde. Wenn wir trotzdem wieder mal kein Geld hatten – so erzählte mir eine ältere Bremmer Frau – dann wagten wir eine Schwarzfahrt auf dem Karussell mit den verlockenden alten Pferden und Kutschen oder Feuerwehrautos. Wurden wir ertappt, dann wurde die Fahrt unterbrochen, wir mussten absteigen und „Rad-Lehn“ schimpfte – aber letztlich war sie uns doch nicht ernsthaft böse. - Rad-Lehn war Frau Schmitt aus Lehmen, deren Familie über mehrere Jahrzehnte und Generationen die Bremmer Kirmes mit ihren Buden und Einrichtungen erfreute.

Eine der ältesten Geschichten erzählte mir Theobald Schmitz (Kewes), die ihm seine Mutter überliefert hat. Etwa um die Jahrhundertwende 1900 gab es noch die Original „Retschul“ mit 1 PS Antrieb. Etwa eine Stunde lang wurde ein altes Karussell von einem Pferd immer rund gezogen, dann war Pferdewechsel. Manchmal durfte ausnahmsweise ein Kind auf dem Pferderücken mitreiten - das war natürlich ein Höhepunkt - daher kam vermutlich der Name „Retschul“. Einige Jahre später wurden die Karussells auf Elektrobetrieb umgestellt.

  Eröffnet wurde die Kirmes bereits am Samstagnachmittag mit dem Böller-Schießen (Schießmeister Schoster Nickela, Josef Arenz sowie Johann Fischer und Fa. Mertes -Tiefbau-, Beuren) am Moselufer an der alten Schule und Sonntags-Schießen zum Hochamt, Mittagessen und am Nachmittag zur Kaffeezeit. Wir Kinder schauten zu, wenn die Schießrohre, genannt „Katzekäpp“, mit Pulver und Papier „gestopft“ wurden, mussten beim Schießen jedoch ca. 100 m zurückgehen.

Wie ein Donnergrollen hallte der Knall durch den Calmont, die Papierfetzen flogen fast bis zur Moselmitte. Von der Druckwelle lösten sich sogar einmal Schwalbennester am Dachgesims der alten Schule.

Der Schießplatz war am Moselufer unterhalb der alten Schule, später auch im Kirchberg (wegen Gefährdung des Straßenverkehrs). Der Böllerknall wurde gegen Calmont gerichtet und so verstärkte sich dieser zu einem anhaltenden Grollen und Echo.

Zur Zeit kann nicht mehr geschossen werden – einmal darf dies nur ein ausgebildeter Schießmeister, zum anderen müssen die Böller alle 2 Jahre TÜV-geprüft werden. Sie befinden sich zur Zeit im Gemeindehaus Bremm..

Für Erwachsene und Jugendliche wurde abends im Gasthaus Hutter oder Dores der Kirmestanz veranstaltet. Das war nach der Karnevalsveranstaltung der nächste Tanzabend und es konnten neue Freundschaften begonnen oder alte gefestigt werden. Der Kirmesplatz befand sich im Bereich von der Brunnenstraße bis etwa zur Zehnthausstraße oder auch noch darüber hinaus (jetzt Parkplätze).

Seit etwa 20 Jahren hat der TUS Bremm an den Kirmestagen den Weinverkauf an der „Schatzkammer auf dem Festplatz“ übernommen und bietet den jeweils vorjährigen Wein zur Verkostung an.

Im Jahre 2007 war die Familie Schmidt zum letzten Mal mit ihren Schaukeln und Buden hier in Bremm – aus Altersgründen Aufgabe des Betriebs – .

Stirbt nun auch die ca. 100-jährige alte Tradition der Bremmer Kirmes??? Das ist nicht der Fall. Bemühungen der Gemeinde um neue Schausteller hatten Erfolg. Es konnte ein neuer Schaustellerbetrieb geworben werden mit einem vielfältigen Unterhaltungsangebot. Die Bremmer Kirmesleut und Besucher können sich also wieder erfreuen.

Literaturquelle(n)
     
 
Bildquelle(n)
Rainer Pellenz   Das Alte Fotoalbum von Bremm
 
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Dieser Beitrag wurde verfasst von Toni Ostermann, Bremm   Korrekturdatum:
Eventuelle Korrekturhinweise bitte an toni.ostermann@bremm-mosel.de   27.06.2009 RP
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