Die Maschine für den NKWT in Eller nkwt.de


Die TVM, die sich in gut 18 Monaten durch das Gestein des Cochemer Krampens schnitt, wurde vom Weltmarktführer, der badischen Firma Herrenknecht im Werk in Schwanau zusammengebaut und getestet. In transportfähige Teile zerlegt hatte man sie dann in mehr als neunzig Transporten, davon vierzig Sondertransporte, mehr als 350 Kilometer an die Mosel ins Ellerbachtal transportiert, um sie dort im Frühjahr 2010 vor dem Südportal des Kaiser-Wilhelm-Tunnels wieder zusammenzubauen. Die 19 Meter lange Förderschnecke und der Schneidradantrieb stellten dabei mit 95 bzw. 125 Tonnen die größten Herausforderungen für die Logistiker dar.

Aufgrund der Gesteinsformationen im Bereich der Tunnelstrecke musste die Maschine für unterschiedliche Vortriebsverfahren konzipiert sein:

Im festen Felsgestein, welches den Kaiser-Wilhelm-Tunnel von Süden nach Norden auf einer Länge von ca. 3.700 Metern umgibt, kam der Hartgesteinsvortrieb zur Anwendung. Dabei lösten die rund 60 Rollenmeißel und die Schälmesser des rotierenden Schneidrades das Gestein, das dann in der Abbaukammer nach unten fiel. Ab da übernahmen die Förderschnecke und Förderbänder den Abtransport durch den Tunnel zu Tage ins Zwischenlager im Ellerbachtal.

Auf den letzten 500 Metern in Richtung Cochem stieß die Maschine auf instabiles Gestein. Das haben Probebohrungen gezeigt. Dieses teilweise lose Material musste, um die so genannte „Ortsbrust“ zu stützen, mit Stützdruck in der Abbaukammer abgeräumt werden. Dabei war diese Kammer hinter dem Schneidrad mit einem Brei aus einer speziellen Flüssigkeit und dem Ausbruchmaterial gefüllt. Um den Druck in der Kammer aufrechtzuhalten förderte man immer nur so viel von diesem „Erdbrei“ ab, wie sich neues Material aus der Ortsbrust löste. Dies geschah, um Setzungen, Einbrüche an der Erdoberfläche, während des Vortriebes zu vermeiden, was ansonsten hätte zu Beschädigungen an über der Tunnelstrecke liegenden Gebäuden führen können.

Das neu entstandene Tunnelgewölbe erhielt unmittelbar hinter dem sich kontinuierlich drehenden Schneidrad eine Schalung aus Betonfertigteilen, den sogenannten Tübbings. Dazu stoppte die TVM alle zwei Meter. Der Erektor (deutsch: Aufrichter) beförderte die tonnenschweren Betonteile an ihren vorgesehenen Platz im Tunnelgewölbe. Schrauben verbanden sie dann miteinander und der Hohlraum zwischen Gestein und Tübbing wurde mit Beton verpresst. Spezielle Gummidichtungen an den Betonteilen verhindern den Eintritt von Grundwasser. Dann konnte der nächste Vortrieb beginnen. Mit hydraulischen Pressen drückte die Maschine gegen die Schmalseiten der bereits verlegten Tübbings und somit das Schneidrad mit ihren 3.600 Pferdestärken nach vorne gegen den Felsen. Bis zur Tunnelfertigstellung wurden rund 77.000 Tonnen Tübbings, vorher mit einer Schmalspurbahn zur TVM transportiert, im Kaiser-Wilhelm-Tunnel verbaut.



Die tägliche Vortriebsleistung der Maschine war mit 10 bis 12 Metern pro Tag angegeben. Bei dieser Geschwindigkeit wäre man bereits im Spätsommer 2011 in Cochem angekommen. Doch geologische Schwierigkeiten und die besondere Problematik auf den letzten 500 Metern unterhalb Cochems verzögerten den Durchschlag schließlich bis zum 7. November 2011.

Gut einen Monat nach diesem Datum hatte man den Bohrschild bereits komplett demontiert und mittels zweier Schwerlastkräne in transportablen Einzelteilen auf den Weg zurück zum Hersteller nach Schwanau gebracht. Dabei musste ein 500-Tonnen-Kran einen weiteren 400-Tonnen-Kran auf die künftige Eisenbahnbrücke, direkt vor den Bohrschild der TVM heben. Ein nächtliches Spektakel für Schwerlastfans.

Die fünf Nachläufer indes fuhren, von zwei Schmalspurlokomotiven gezogen, zurück nach Eller, um dort am Zusammenbauort wieder auseinandergebaut zu werden. Auch sie fanden ihren Weg zurück zum Hersteller.

Einige Daten zur TVM:

Gewicht: 1.710 Tonnen
Antriebsleistung: 2.560 kW
Bohrdurchmesser: 10.1 Meter
Bedienpersonal: 10 – 12 Tunnelbauer
Preis: rund 18 Millionen Euro

Quelle: Jahrbuch des Kreises Cochem-Zell 2011 (aktualisierte Version)

Erster Teil: Die Tunnelbaustelle im Ellerbachtal
Bilder der neuen TVM (April 2010) Für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf die Vorschaubilder.
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  Letzte Aktualisierung dieser Seite am 13.09.2012