HISTORIA BREMVM - Die Geschichte(n) der Ortsgemeinde Bremm an der Mosel
Calmont Gipfelkreuz - Mahnmal der Kriegsgeneration
    von Toni Ostermann
Vom Calmont-Gipfelkreuz starten auch Gleitschirmflieger zu ihrem Rundflug über die Moselschleife
Foto: Rolf Goergen, Bad Bertrich
Vom Moseltal aus sichtbar ragt, etwa der Klosterruine gegenüber auf dem Bremmer Calmont, ein schlichtes ca. 12 m hohes einfaches Eichenkreuz empor.

Vielen Betrachtern ist die Erstellung und die Bedeutung dieses Kreuzes nicht bekannt! Das Mahnmal der Kriegsgeneration – wir sollten die tragischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts nicht vergessen !!!

1954 wurde hier auf dem 378 m hohen Gipfel durch den damaligen Volksschullehrer W. Klein mit dem Schulentlassungsjahrgang (Geburtsjahrgang 1940 / 41) ein ca. 4 m hohes Kreuz mit einer Eisenhalterung in den Fels einbetoniert.

Einige Jahre später, etwa um 1970, wurde es durch ein größeres (ca. 12 m hohes) ersetzt und mit einem Mauersockel versehen mit der Inschrift „Mahnmal der Kriegsgeneration“.

Die letzten Bremmer Spätheimkehrer aus der Russischen Kriegsgefangenschaft 1949 / 50 haben aus Dank für ihre glückliche Heimkehr und zum Gedenken an ihre zahlreich vermissten und gefallenen Kameraden und Bremmer Angehörigen diese Aktion unterstützt.

Mitglieder im VdH (Verband der Heimkehrer): Philipp Schmitz, Siegfried Berg, Peter Barz, Peter Gräfen, August Theisen, Nikolaus Pellenz, Rudi Theisen,Leo Franzen, Theobald Franzen,Josef Unzen, Theobald Schmitz, Die Aufzählung ist nicht vollständig.

Für die Opfer der beiden Weltkriege wurde 1970 / 72 das bereits vorhandene Kriegerehrenmal neben der Bremmer Kirche neu gestaltet und auf Bronze-Tafeln die Namen aller Opfer eingeprägt. 1914 - 1918 – 24 Gefallene, zehn Verstorbene, ein Vermisster, 1939 - 1945 – 76 Gefallene, 22 Vermisste, eine Verstorbene (Schussverletzung)

Fast keine Familie wurde verschont, sei es durch den Tod von Vater, Bruder oder nahen Familienangehörigen. Ein sehr schmerzlicher Verlust in unserem Dorf bei damals (um 1940) ca. 1.100 Einwohnern.

Während des Krieges wurden einige gefallene Soldaten neben dem Kirchturm beerdigt. Bei einem Bombenabwurf am 27.12.1944 wurde die Kirche und auch diese Gräber schwer beschädigt. Sie wurden später verlegt und sind heute Teil des Ehrenmales.

Viele Soldaten, die in Deutschland in den letzten Kriegstagen und nach dem Ende in Gefangenschaft gerieten, hatten ein schweres Schicksal zu erdulden: Tausende sind noch vor ihrer Freilassung im Heimatland in Lagern verhungert, weil es auch hier nicht genügend Nahrung gab. Viele „Gefangene“ wurden nach Frankreich, England, Amerika oder Kanada transportiert und mussten noch einige Jahre Arbeitsleistung verrichten. So auch Fritz Franzen aus Bremm (Moselstraße 217, heute Nr. 1). Auf einem Lkw wurde er im Mai 1945 an seinem Elternhaus vorbeigefahren, er konnte noch seiner Mutter rufen, die zufällig auf der Haustreppe stand. Erst zwei Jahre später kehrte er dann nach Hause zurück.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch: Von unserer Gartenmauer (heute Terrasse Hotel Berg - hier war ein kurzer Stopp der Transport-Lkw wegen eines Straßenschadens erforderlich -) haben wir Äpfel und Brotstücke zu den Soldaten hinübergeworfen.

  Tragischer endete ein anderes Soldaten-Schicksal. Als „Gefangener“ wurde er hier vorbeigefahren, sprang beim Transport durch das Moseltal in der Nähe beim Kalkofen (heute Rasthaus Calmont) vom Lkw, vermutlich um in der Nähe seinen Heimatort zu erreichen, wurde jedoch von dem französischen oder amerikanischen Begleit-Wachpersonal tödlich getroffen. (Heute unbekannter Soldat auf dem Ehrendenkmal an der Kirche).

Sehr tragisch erging es auch den ehemaligen Soldaten in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Sie wurden teilweise als „Kriegsverbrecher“ behandelt, mussten Schwerstarbeit leisten, viele sind durch Krankheit oder Hunger gestorben. Einige hatten etwas mehr Glück, sie mussten in Fabriken hart arbeiten, wurden jedoch mit russischen Landsleuten gleich behandelt. Es entwickelten sich bei dem gleichen Schicksal sogar dauerhafte Kontakte. So besuchte 1993 eine Gruppe der damaligen Zwangsarbeiter über Moskau bzw. Tscheljabinsk hinter dem Ural ihren damaligen Arbeitsplatz und russischen Kollegen. Das war jedoch eine berühmte Ausnahme.

Die allerletzten deutschen Kriegsgefangenen kehrten erst 1955 in ihre Heimat zurück. Am 13.09.1955 flog der damalige Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer mit einer Delegation nach Moskau. (Das Flugzeug -Sondermaschine- steht heute auf einem Ausstellungsgelände bei Hermeskeil).

Es wurde damals über die deutsche Wiedervereinigung (Ost-West-Deutschland), Aufnahme diplomatischer Beziehungen und ganz besonders über die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen in Lagern und Fabriken verhandelt. Erst nach zähen Verhandlungen hat Ministerpräsident Bulganin damals der Freilassung zugestimmt. So konnten Anfang Oktober 1955 9626 ehemalige Soldaten (und ca. 3000 polnische Offiziere) über die Grenzstation Friedland in ihre Heimat zu ihren Angehörigen zurückkehren.

Dieses „Calmont Gipfelkreuz“ soll alle Besucher an die Sinnlosigkeit und die vielen Opfer der Kriege (besonders von 1939 - 1945) erinnern. Allein an der russischen Ostfront fanden etwa 3 Millionen deutsche Soldaten und doppelt so viele russische und polnische Soldaten den Tod.

Weltweit fanden über 60 Millionen Menschen den Tod. Nicht zu vergessen: Die vielen Verletzten und die riesigen Zerstörungen. Daran soll das Mahnmal hier auf dem Bremmer Calmont erinnern.

Die Bremmer Gemeinde - insbesondere die Feuerwehr - hält dieses „Mahnmal der Kriegsgeneration“ in Ehre und Pflege.

Es wird fast täglich von zahlreichen Gästen und Wanderern besucht, nicht zuletzt wegen der schönen Aussicht ins Moseltal, auf die Bremmer Moselschleife - wo man auch am Wochenende ein Glas Moselwein genießen kann. Auch wegen der guten Thermik am Calmont dient dieser Platz als Startfläche für Paragleiter, die dann in hohen schwindelerregenden Kurven über das Moseltal schweben bis hinunter zur Ellerer Brücke.

Seit einigen Jahren werden etwa 1 km vom Gipfelkreuz entfernt von Archäologen Ausgrabungen durchgeführt. Dort war zur Römerzeit etwa im 2. - 3. Jahrhundert ein römisch-gallisches Bergheiligtum - welches inzwischen wieder rekonstruiert wurde und auch besichtigt werden kann. Leider wird jenem römischen Tempelchen heute mehr Aufmerksamkeit zuteil, als dem heutigen Gipfelkreuz-Mahnmal mit seiner ursprünglichen Bedeutung und schicksalhafter Vorgeschichte.

Das Kriegerehrenmal an der Pfarrkirche wurde in den Jahren 1970 / 72 neu gestaltet.
Foto: Rainer Pellenz, Bremm
 
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Dieser Beitrag wurde verfasst von Toni Ostermann, Bremm   Korrekturdatum:
Eventuelle Korrekturhinweise bitte an toni.ostermann@bremm-mosel.de   20.06.2009 RP
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